Zur Ausstellung „Im Flachland täuscht man sich gerne über die Entfernungen“ Schloss Landestrost, Neustadt am Rbg, 9.9. – 22.10.2017 , Mareike Pöhling, Hannover

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„Dinge ausdrücken, die nicht gesehen werden wie man sie kennt, sondern wie sie sind, wenn
man sie sieht ohne sich zu erinnern, dass man sie schon einmal betrachtet hat.“
Dieser Satz von Gertrude Stein könnte eine erste Annäherung sein an die Arbeiten von
Ursula Krämer. Eine erste Annäherung, denn die Sprache Krämers ist die Malerei und so
können Worte ihre Werke stets nur umkreisen.
Gegen die Überfülle der Welt und die permanente visuelle Überfrachtung setzt Ursula
Krämer Konzentration und Separation. Sie wählt einen Gegenstand, eine Form, ein Detail
und nähert sich diesem an. Befreit vom hektischen Umraum geht es im malerischen Denkund
Arbeitsprozess auf eine Entdeckungsreise.
Durch das eigentliche Verengen des Blickes, durch das ganz-nah-Herantreten entsteht in
ihren großformatigen Malereien eine Weite, eine Ruhe.
Ein neuer Zustand, ein neues Sehen: Landschaftlichkeit, wie Ursula Krämer es nennt.
Der besondere fokussierende Blick der Künstlerin lässt in ihren Arbeiten aus scheinbar
vertrauten Dingen, die uns selbstverständlich umgeben, neue, fremdartige Wesen entstehen.
Wie bei shell of being: Der Titel beschreibt eine Serie schwarzweißer, organischer Formen,
denen man als Betrachter gegenüber steht.
Es sind Wesen, mit denen man in einen Dialog tritt, aber auch Wesen, die aus ihrer
geheimnisvollen Welt auf uns zurück schauen, deren Blicken und deren Fragen man sich
aussetzt. Diese Wesen drängen sich auf und entziehen sich gleichermaßen. Sie behaupten,
Bekannte zu sein, lassen Verwandtschaften erahnen, wecken im Betrachter den Wunsch, sie
zu verorten, und sind doch nicht greifbar.
Was ich nicht verstehe, kann ich nicht vergessen (Marie Curie).
Shell of being – eine Wirklichkeit oder eine Erinnerung an eine Wirklichkeit?
Ursula Krämers Wesen haken sich fest.

Mareike Pöhling, Bildende Künstlerin, Hannover